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Wenn man versteht, was geschieht, ändert man sein Leben.

 

Buchvorstellung «DIE WOLKEN VON FUDJI», die kleine Katze von Marie-Alice Claeys
und das INTERVIEW, erschienen im Newsletter des französischen Vitiligo-Verbandes (AFV)


Bestimmt erinnert sich jede und jeder an die wunderbaren Kindermärchen, die ganze Generationen verzaubert haben. Marie-Alice Claeys, eine in Frankreich lebende belgische Autorin, hat sich entschieden, ein Märchen zu schreiben, um über ein Thema zu sprechen, das sie oft und zu Unrecht für ausgeschlossen hält: das der Krankheit. Sie selbst leidet seit vielen Jahren an Vitiligo. Und wegen dieser Hautkrankheit, deren Ursprung und der Bedeutung, die man ihr geben kann, hat sie sich die Erzählung mit dem Titel «Die Wolken von Fudji, die kleine Katze» ausgedacht.


Inspiriert von ihrer eigenen Geschichte und ihren Schwierigkeiten, die indiskreten Blicke der Menschen zu ertragen und eine Erklärung für diese Krankheit zu finden, die sie als einzige in ihrer Familie entwickelt hat, teilt Marie-Alice Claeys ihre Erzählung heute mit anderen. – Sie glaubt, dass die Konfrontation mit einer Krankheit, die Kenntnis ihrer Herkunft und das Verständnis ihrer Bedeutung, die Hoffnung auf Heilung erhöhen kann.

 

Ein persönliches und universelles Abenteuer
Eines Tages entdeckt die kleine Katze Fudji kleine Flecken auf ihrem grauen Fell, die sie «kleine Wolken» nennt. Das regelmässige Auftauchen ihrer Flecken wird für sie zu einer Quelle der Unruhe und des Hinterfragens. Sie begibt sich auf die Suche nach dem Ursprung und dem Sinn dieser Krankheit; auf einen Weg voller Begegnungen, Entdeckungen und Prüfungen.


Das Buch ist seit Februar 2022 erhältlich und kann auf der Website des belgischen Verlags Chloé de Lys oder über decitre.fr bestellt werden (nur in Französisch).

 

 

Interview mit Marie-Alice Claeys

 

AFV: Wie kamen Sie auf die Idee, dieses Märchen zu schreiben?
Marie-Alice Claeys: Ich liebe das Schreiben und spreche gerne über Themen, die mit meiner persönlichen Entwicklung zu tun haben. Jeder erinnert sich an die Kindermärchen, die ganze Generationen, Klein und Gross, verzaubert haben. Ich habe mich entschieden, ein Märchen zu schreiben; eine leichtere, sanftere und angenehmere Form, um ein oft und zu Unrecht beiseitegeschobenes Thema anzusprechen, nämlich die Krankheit. Dieses Initiationsmärchen basiert auf meiner persönlichen Geschichte und erzählt die Suche nach dem Ursprung meiner Vitiligo. Es ist gewissermassen ein Erfahrungsbericht.
 
Für wen ist es gedacht?
Für Erwachsene und Jugendliche. Vitiligo-Betroffene sind natürlich die ersten Leserinnen und Leser, die sich für das Thema interessieren. Aber ich stelle fest, dass sich auch Menschen dafür interessieren, die an einer anderen Krankheit leiden. Die Universalität des Märchens eröffnet breite Möglichkeiten, um die Entwicklung jeder Krankheit zu verstehen. Das Buch hat den Vorzug, die Fragestellung für die persönliche Suche anzustossen und einen Sinn in der Krankheit zu finden.
 
Warum haben Sie diese Form des Schreibens gewählt, um über Ihre Geschichte zu sprechen?
In Märchen hat ein Held oft eine Mission zu erfüllen: Er zieht allein los, in der Hoffnung, als Sieger zurückzukehren. Auf seiner Reise muss er sich verschiedenen Prüfungen stellen, die er meistert. Er begegnet auf seinem Weg Menschen, die ihm helfen, ihn ermutigen, aber manchmal versperren ihm auch böswillige Menschen den Weg. In diesem Märchen ist die Heldin allerdings die kleine Katze Fudji. Ihre Aufgabe ist es, den Ursprung ihrer Krankheit zu verstehen. Auch sie muss sich den Prüfungen des Lebens stellen. Auch sie trifft böse Menschen, die sie jagen, aber glücklicherweise helfen ihr schöne Begegnungen wie mit der Schildkröte und dem Mond (symbolische Charaktere) bei ihrer Mission, ihre Krankheit zu verstehen und darüber nachzudenken. – Die Heldin kehrt von ihrer Mission stärker, verändert und frei zurück.
 
Welche Botschaft möchten Sie an diejenigen richten, die wie Sie mit Vitiligo leben?
Ich würde die Worte am Ende meines Märchens wiederholen. Nach der Entdeckung und dem Verständnis für ihre Geschichte, hört Fudji, die kleine Katze, den Mond flüstern:
«Man schreibt seine Geschichte nicht um, schau hin, akzeptiere, ändere und vor allem leide nicht mehr, leide nicht mehr. Lebe, wage es, lebe. Hoffnung, Vertrauen.»
 
Wie hat Ihnen das Schreiben dieses Buches geholfen, Ihre Vitiligo besser zu akzeptieren?
Schreiben ist ein Vergnügen. Ich kannte meine Geschichte. Ich liebte meine kleine Heldin Fudji. Ich habe meiner Fantasie freien Lauf gelassen. Denn über sich selbst, über seine Krankheit durch das Leben einer Katze zu sprechen musste starke und glaubwürdige Metaphern hervorrufen. Die Entstehung meiner Vitiligo mit Hilfe von aussen nachzuzeichnen, hat mich erleichtert, mir geholfen, mich nicht mehr zu hinterfragen und keine Schuld mehr zu tragen. Da hatte ich die Idee, ein Märchen zu schreiben, um meine Geschichte mit Sanftmut und Poesie zu bezeugen. Ich bin zuversichtlich.