Vorsicht vor Fakenews bei YouTube-Videos

Der Dermatologe Dr. Simon Müller vom Universitätsspital Basel hat mit Kollegen im Rahmen einer Studie die hundert beliebtesten englischsprachigen Videos zum Thema Psoriasis auf YouTube angesehen und auf ihre Qualität hin überprüft. Das Urteil der Forscher ist ernüchternd bis alarmierend: Nur 20% des gesichteten Materials enthielten evidenzbasierte medizinische Informationen über Psoriasis und lediglich 32 % der Videos wurden als nützlich eingestuft. Demgegenüber wurden von den Forschern aus Basel fast zwei Drittel der analysierten Videoinhalte als irreführend (52%) oder sogar schädlich (11 %) bewertet.

 

Die Forscher verglichen diese Resultate mit den Bewertungen («likes» und «dislikes») der Nutzer und stellten fest, dass diese die Videos von schlechter Qualität besser bewerteten als diejenigen von höherer Qualität.

 

Inhaltlich enthielten die untersuchten Videos vor allem anekdotische persönliche Erfahrungen mit alternativmedizinischen Psoriasis-Behandlungen, Erfahrungen mit topischen Behandlungen sowie Inhalte über Ernährung und Diäten. 26 % der Clips waren offensichtliche oder versteckte Werbevideos zum Kauf von meist zweifelhaften Psoriasis-Behandlungen.

 

Wie erkennen Laien, ob der Inhalt eines YouTube-Videos vertrauenswürdig, irreführend oder gar schädigend ist? «Das ist für den Laien kaum möglich, denn selbst die potentiell gefährlichen Videos enthalten manchmal zu Beginn auch korrekte Informationen», erklärt Dr. Müller. «Leider fehlt so etwas wie ein «Gütesiegel» für hohe Qualität», stellt der Dermatologe aus Basel fest. Entscheidend sei deshalb oft, wer das Video hochgeladen habe: «Dabei sollte man auf seriöse Quellen wie Universitäten, Spitäler, wissenschaftliche Institutionen oder Patientenorganisationen achten».

 

Menschen mit einer chronischen Krankheit, die sich im Internet über ihre Krankheit und mögliche Therapieoptionen informieren wollen, rät der Experte deshalb: «Treffen Sie keine Entscheidungen basierend auf YouTube-Videos. Es gibt nichts einzuwenden, wenn man sich mit der gebotenen Skepsis über YouTube-Videos informiert, aber man sollte jede Änderung der Lokal- und Systemtherapie mit dem Arzt oder der Ärztin des Vertrauens besprechen.»

YouTube rangiert an zweiter Stelle der am häufigsten aufgerufenen Webseiten weltweit; Videos zu medizinischen Themen nehmen dabei laufend zu. Aufgrund des wachsenden Stellenwertes von online verfügbaren Informationen sehen die Autoren der Studie Handlungsbedarf bei den Gesundheitsinstitutionen: Diese sollten vermehrt leicht verständlichen, wissenschaftlich fundierten Inhalt im Internet sichtbar platzieren.

 

Die Studie von Dr. Müller et al wurde 2019 im Journal of Medical Internet Research unter folgendem Titel veröffentlicht: The Absence of Evidence is Evidence of Non-Sense: Cross-Sectional Study on the Quality of Psoriasis-Related Videos on YouTube and Their Reception by Health Seekers. Sie ist abrufbar unter: www.jmir.org/2019/1/e11935