Mentale Gesundheit und Psoriasis

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Depression und Angststörungen – wie das Risiko verringert werden kann

Gute psychische Gesundheit und Wohlbefinden werden zunehmend als fester Bestandteil der Gesundheit anerkannt. Aber auch heute noch ist es für Betroffene häufig schwierig, über psychische Gesundheit so offen zu sprechen wie über körperliche Gesundheit. Die weltweite Dachorganisation von Psoriasis-Verbänden, «International Federation of Psoriasis Associations» (IFPA), hat einen Bericht verfasst, in dem sie die wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und der Psoriasis-Erkrankung darstellt.

 

Depression und Angstzustände sind weltweit die häufigsten psychischen Störungen. Es wird geschätzt, dass 3,4 Prozent der Weltbevölkerung mit Depression und 3,8 Prozent mit Angstzuständen leben. Jeder Mensch kann irgendwann in seinem Leben an Depression oder Angstzuständen erkranken, aber manche haben ein erhöhtes Risiko.

 

Die nicht heilbare, chronische Charakteristik der Psoriasis-Krankheit, die innerliche Entzündung im Körper und die Tatsache, dass die Krankheit auf der Haut sichtbar ist, erhöhen das Risiko für Betroffene, Depressionen und Angstzustände zu entwickeln.

 

Doch es gibt Hoffnung. Das Wissen um den Zusammenhang zwischen Psoriasis und Depression oder Angstzuständen kann Menschen, die mit der Krankheit leben, und ihren Familien helfen, die ersten Anzeichen einer schlechten psychischen Gesundheit zu erkennen. Es kann auch Ärztinnen und Ärzte ermutigen, Angstzustände und Depression bei ihren Patientinnen und Patienten mit Psoriasis zu erkennen und zu wissen, wie sie eingreifen können.

 

Depression
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Depression eine weit verbreitete Krankheit, von der weltweit mehr als 264 Millionen Menschen betroffen sind. Depressionen werden als ein Zustand anhaltender Traurigkeit und mangelnden Interesses oder mangelnder Freude an Aktivitäten beschrieben, die früher als schön oder lohnend empfunden wurden. Depressionen wirken sich auf das tägliche Leben und Beziehungen beziehungsweise auf soziale Kontakte aus.

 

Die Forschung zeigt, dass Menschen mit Psoriasis häufiger an Depression leiden als Menschen ohne Psoriasis. Eine Überprüfung der veröffentlichten wissenschaftlichen Studien ergab, dass mehr als ein Viertel der Patientinnen und Patienten mit Psoriasis Symptome einer Depression zeigen. Dabei hat eine von zehn Personen Anzeichen einer behandlungsbedürftigen Depression.

 

Das erhöhte Risiko bei Menschen mit Psoriasis lässt sich teilweise durch psychosoziale Faktoren erklären, die mit dieser sichtbaren Erkrankung einhergehen. Stigmatisierung und Selbststigmatisierung, die von Menschen mit Psoriasis erfahren werden, untergraben das Selbstvertrauen und verschlimmern eine Depression. Wenn Menschen mit Psoriasis gleichzeitig an einer anderen Begleiterkrankung (Komorbidität) leiden, ist dies eine zusätzliche Belastung für die psychische Gesundheit. Besonders betroffen scheinen dabei Menschen zu sein, die sowohl an einer Psoriasis der Haut als auch der Gelenke (Psoriasis-Arthritis) leiden.

 

Die Beziehung zwischen der Psoriasis-Krankheit und Depression ist wechselseitig: Die Psoriasis kann Depressionen verursachen, und die Depressionen können eine Psoriasis verursachen. Die Wissenschaft hat begonnen, die molekularen Mechanismen im Zusammenhang von Psoriasis und Depression aufzudecken. Die Verbindung scheint in der Entzündung zu liegen. Es spielen bei beiden Erkrankungen zum Teil die gleichen entzündungsfördernden Botenstoffe eine Rolle.

 

Jeder Mensch verdient es, dass seine psychische Gesundheit ernst genommen wird. Eine rechtzeitige Bewertung der Anzeichen von Depression erleichtert die Belastung durch die Psoriasis-Krankheit und rettet Leben. Eine Depression machen es den Betroffenen schwerer, sich auf die Verbesserung ihrer Psoriasis zu konzentrieren und sie beeinträchtigt die Therapietreue. Daher müssen Anzeichen einer Depression vor und während der Therapie behandelt werden. Ausserdem verbessert eine rechtzeitige und richtige Behandlung der Psoriasis auch die Depression. Es hat sich gezeigt, dass bestimmte Biologika die Psoriasis-Erkrankung verbessern und gleichzeitig depressive Symptome und Suizidalität verringern. Dies ist möglicherweise auf die Wirkung der Medikamente auf die gemeinsamen Entzündungswege von Psoriasis und Depression zurückzuführen.

 

Angststörungen
Nach Angaben der «American Psychiatric Association» ist Angst eine normale Reaktion auf Stress und hilft Menschen dabei, wachsam zu sein und in gefährlichen Situationen zu reagieren. Problematisch wird es, wenn das Gefühl der Angst übermässig und anhaltend wird. Ängste können körperliche Symptome hervorrufen.

 

Dazu gehören erhöhter Blutdruck, schneller Herzschlag, Schwitzen oder Schwindelgefühl. Angstzustände und damit verbundene Störungen können dazu führen, dass Menschen Situationen aus Angst vermeiden.

 

Studien zeigen, dass Menschen, die mit der Psoriasis-Krankheit leben, häufiger von Angstzuständen betroffen sind als Menschen ohne Psoriasis. Eine Übersichtsarbeit berichtet von einem Vorkommen zwischen sieben und 48 Prozent.

 

Ähnlich wie eine Depression kann die Psoriasis-Erkrankung auch Angst auslösen. Und Angst kann die Psoriasis-Erkrankung verschlimmern. Das gleichzeitige Auftreten von Hauterscheinungen und Gelenkbeschwerden erhöht das Vorkommen von Angstzuständen. Es scheint jedoch keinen Zusammenhang zwischen dem Risiko der Entwicklung von Angstzuständen und dem Schweregrad der Psoriasis zu geben. Juckreiz, ein wichtiges Symptom bei Psoriasis, erhöht das Angstniveau.

 

Ähnlich wie bei der Depression spielen auch bei Angststörungen molekulare Mechanismen eine Rolle, die sich teilweise mit denen der Psoriasis-Krankheit überschneiden. Die gute Nachricht: Eine Reihe von Behandlungen für die Psoriasis können auch Angstzustände verbessern.

 

Dies ist ein Auszug aus dem «Mental Health Report» der WHO von 2016, der vom deutschen PSO-Magazin für die Ausgabe 5/22 übersetzt worden ist. Der gesamte IFPA-Bericht ist als PDF in deutscher Sprache abrufbar unter: www.psoriasis-bund.de/wissen Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Psoriasis Bundes e.V. (DPB).