Valeria Mella - Bloggerin

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«Eine Laune der Natur»


So sieht Valeria Mella (36) ihre Vitiligo. Von den weissen Flecken, die zu ihr gehören, seit sie denken kann, hat sie sich aber nie herunterziehen lassen. Vielleicht auch, weil ihre Familie nie viel Aufhebens um ihre Haut gemacht hat. Vitiligo ist für sie normal. In ihrem 2012 gegründeten Blog «LittleCITY» geht es neben dem Hauptthema Reisen zuweilen auch um Vitiligo.

 

Wie alt waren Sie, als Sie die ersten weissen Flecken entdeckt haben?
Die habe ich, seit ich denken kann. Bereits im Kleinkindalter.


Wie war das für Sie?
Nichts Besonderes. Weil ich die Flecken schon immer hatte, war das für mich normal. Das bin einfach ich. Nur als ich im Kindergarten- und Primarschulalter öfter mit meiner Mutter zum Dermatologen musste, habe ich schon gemerkt, dass da etwas ist. Der Begriff «Vitiligo» war damals allerdings noch nicht geläufig; ich habe erst Jahre später davon gehört.


Wie hat Ihr Umfeld reagiert – Familie, Freundinnen und Freunde?
In meiner Familie war meine Vitiligo nie ein Thema. Ich glaube, das war gut, weil es sich dadurch auch für mich normal anfühlte. Wir haben es auch nie übermässig thematisiert. Woran ich mich hingegen gut erinnere, ist, dass ich mich immer gut eincrèmen musste. Aber das müssen andere ja auch. Nur in der Primarschule wurde ich manchmal gehänselt. Weil ich auch Vitiligo auf den Augenlidern habe und die Haut dort so weiss und durchlässig ist, dass sie violett scheint, haben mich Schulgspänli damit aufgezogen, ich sei ja geschminkt. Was sich für eine Achtjährige natürlich nicht gehörte (schmunzelt)! Aber für alle, denen ich nahe war und bin, war die Sache mit einer Frage geklärt und dann kein Thema mehr. Auch bei meinen Jugendfreunden – oder sie liessen es mich jedenfalls nicht spüren.


Haben Sie eine Vermutung, was die Vitiligo ausgelöst haben könnte?
Nein, ich habe keine Ahnung. In meiner Familie ist sonst niemand betroffen. Eigentlich nähme es mich schon Wunder. – Ich sehe es als Laune der Natur.


Welche Auswirkungen hatte der Ausbruch der Erkrankung auf Ihr Leben?
Wie gesagt, keine grossen, ausser, dass ich in der Sonne aufpassen muss. Klar, fand ich die Flecken anfangs nicht schön. Vor allem Kinder fragen mich auch heute noch: «Was hast du da?» Wenn ich es dann aber erkläre und sage, es tut nicht weh und ist nicht ansteckend, ist das Thema abgehakt. Und wenn Erwachsene mal länger schauen, merke ich das meistens gar nicht. Jeder Mensch ist anders. Zudem haben auch andere mit Muttermalen, Narben oder Unregelmässigkeiten zu kämpfen. Ich kann aber trotzdem nachvollziehen, dass die weissen Flecken belastend sein können. Obwohl ich sie selbst als etwas Besonderes und Schönes an einem Menschen empfinde. Aber natürlich ist es schwieriger, einen Flecken mitten im Gesicht zu akzeptieren als an den Armen oder Beinen.


Als Bloggerin sind Sie noch exponierter als andere Betroffene. Haben Sie die Vitiligo anfangs mit Make-up oder Camouflage versteckt?
Nein, überhaupt nicht. Wenn ich ein Bild von mir sehe, nehme ich sie gar nicht wahr (lacht). Vor allem in den Wintermonaten bemerkt man sie praktisch nicht. Dafür sieht man sie im Sommer umso besser, da ich schnell braun werde. Über die Jahre sind die Flecken zwar etwas mehr geworden, aber sehr, sehr langsam. Bei mir haben Stress oder meine Schwangerschaft bisher auch keinen Schub ausgelöst. Und ich glaube an die Verbindung des Mentalen mit dem Körper. Es ist gut möglich, dass sich meine Gelassenheit positiv auf die Haut auswirkt.


Sie gehen offensichtlich entspannt mit Ihrer Vitiligo um. Was hat Sie 2015 zum Instagram-Post «ungeschminkte Wahrheit» bewogen?
Obwohl es in meinem Blog nie primär um Vitiligo ging, haben dies meine Leserinnen und Leser bemerkt. Manche schrieben mir, sie hätten auch Vitiligo. Gerade weil ich auf Instagram eine gewisse Reichweite hatte, fand ich es schön, dieses ungeschminkte Bild mit anderen zu teilen. Ich möchte Menschen Mut machen und signalisieren: Ihr seid nicht allein. Es ist ein gutes Gefühl, anderen zu helfen. Ich habe damals viele positive Rückmeldungen auf den Instagram-Post erhalten und 2017 dann auch in einem Blog-Beitrag die Geschichte meiner Vitiligo erzählt. Interessierte können dies gerne nachlesen. Ich nehme mir Zeit, jede einzelne Zuschrift zu beantworten, was seit der Geburt unserer Tochter (1 ½) allerdings ein bisschen länger dauern kann. Weil ich weniger oft auf allen Kanälen aktiv sein kann, habe ich eine geschlossene Facebook-Gruppe für Vitiligo-Betroffene gegründet, in der sich Gleichgesinnte untereinander vernetzen und austauschen können. Neue Mitglieder sind übrigens herzlich willkommen.


Was empfehlen Sie betroffenen jungen Mädchen und Buben?
Wenn jemand Mühe hat, die Erkrankung zu akzeptieren und sich damit allein fühlt, sollte sie oder er sich mit anderen austauschen. Mir hilft es auch all die schönen Bilder von Menschen mit Vitiligo auf der ganzen Welt anzuschauen. Zu sehen, wie selbstbewusst sie sich präsentieren (siehe #vitiligo #vitiligobeauty), kann Mut machen und jemanden in seiner individuellen Schönheit bestärken. Auch Winnie Harlow, die als Model in der Schönheitsindustrie tätig ist, gilt für mich als Vorbild: Man ist auch mit Vitiligo schön.

 

Vier Fragen zu Valeria Mellas Blog


Was hat Sie zur Gründung von «LittleCITY» bewogen?
«LittleCITY» war für mich anfangs ein Hobby. Ich fotografiere und reise sehr gerne. Zudem finde ich es als Online-Marketing-Spezialistin spannend, was man mit einem Blog und mit Social Media alles machen kann. Dann haben mein Mann Adrian und ich uns 2015 selbstständig gemacht, wobei ich immer noch für den Inhalt (Content) des Blogs verantwortlich bin, während er für technische Aspekte wie Videos ist – aber auch alles Handwerkliche, etwa die Tiny Houses, die wir selbst umgebaut haben und vermieten oder den Schmuck und die Uhren, die wir selbst produzieren lassen und in unserem Shop verkaufen. Ich finde es spannend, auf verschiedenen Kanälen aktiv zu sein und mehrere Standbeine zu haben.


Sie feiern dieses Jahr 10-jähriges Bestehen. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Ich denke, wir waren ziemlich früh dran und zur rechten Zeit am richtigen Ort. Wir sind professionell in Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Partnern (Hotels, Tourismusorganisationen etc.) und nehmen sie ernst. Auch sehr wichtig sind Qualität und Glaubwürdigkeit: Wir realisieren nur Geschichten oder Projekte für Kunden oder Partner, hinter denen wir hundertprozentig stehen.


Was motiviert Sie, weiterzumachen?
Vieles! Es ist schön, sein eigener Chef zu sein, von überall arbeiten zu können und die vielen Freiheiten zu geniessen, die wir haben. Vor allem jetzt, mit einer kleinen Tochter, ist es noch praktischer, seinen Arbeitsalltag selbst einteilen zu können. Zudem setzen wir nur Projekte um, die mit unseren Leidenschaften zu tun haben und teilen diese mit unserer Leserschaft und unseren Fans. Was gibt es Schöneres?!


Was empfehlen Sie jemandem, die oder der einen Blog starten möchten?
Grundsätzlich führen viele Wege nach Rom: Man kann einen Blog nur für sich als Hobby betreiben oder mit Firmen zusammenarbeiten. Da rate ich vor allem, sich selbst treu zu bleiben und nur Kooperationen für Produkte oder Dienstleistungen einzugehen, hinter denen man steht. Blogs wurden zwar vermehrt totgesagt, aber da machen wir andere Erfahrungen. Wenn der Inhalt hilfreich und inspirierend ist, auch nur in einer Nische, funktioniert das immer noch. «LittleCITY» ist so beliebt wie eh und je. – Also, nur nicht davon abhalten lassen!